Barber Shop

Das Barbier-Handwerk zählte lange zu den scheinbar verlorenen Künsten. Und auch wenn heutzutage Barbershops aus dem Boden sprießen wie Burger-Läden – die Werte und Qualitäten eines Barbiers gelten wie vor hundert Jahren: Genauigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Integrität und Fachkenntnis. Schließlich gleicht kein Bart dem anderen und jeder Mann hat seinen ganz individuellen Kopf.
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Das bedeutet, dass zunächst die passende Art von Bart erörtert werden sollte, danach wie sie geformt und ausgearbeitet werden muss, damit sie mit Gesichts- und Kopfform sowie dem Charakter des Kunden korrespondiert. Schließlich werden Kinn-, Wangen- und Haupthaar zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk arrangiert.

Man könnte den Barbier als so etwas wie den mit scharfer Klinge bewaffneten Maßschneider für die Bart-, Kopf- und Gesichtspflege beschreiben. Er kennt die Schwächen seiner Klienten, ihre Eigenheiten körperlicher und mentaler Natur – nutzt diese aber niemals aus –, er weiß genau, worüber man spricht und worüber man besser schweigen sollte. Auch Wittgenstein hätte das zu schätzen gewusst.

Männer besinnen sich wieder auf traditionelle Pflegerituale. Diese so genannte Retro-Sexualität spielt vielen Salons in die Hände – sie orientieren ihr Interieur und Styling an den 20er- oder 50erjahren. Doch man sollte darüber nicht vergessen, dass zum Beispiel der klassische türkische Barbier mit seinen Klingen, Fäden und Feuerzeug ebenso für Authentizität und verlässlichen Service steht. Es muss also kein Cadillac-Chair sein, keine Zigarren-Lounge oder vermeintliche Whiskey-Bar. Ein Barbershop gilt irgendwie immer auch als ultramännliches Refugium der verbindlichen Information und des niveauvollen Austauschs. Da wurden seit jeher Geschäftskontakte geknüpft, ähnlich denkende Freunde gefunden. Dort wurde über schöne Frauen gesprochen und das ein oder andere persönliche Schönheitsdefizit behoben.

Ein statthafter Barbier ist nicht mehr und vor allem nicht weniger als ein spezialisierter Herrenfriseur. Er kennt sich mit männlichen Haarsorgen aus (behält die persönlichen seiner Kunden aber natürlich für sich), er weiß wie, wo, warum und in welche Richtung Barthaare wachsen und wie man sie bändigt. Und schließlich kennt er die Eigenheiten der männlichen Gesichtshaut. Für sie hat er passende Pflegeprodukte zur Hand, verlässliche Ratschläge und – wenn es um Gottes Willen sein muss – vielleicht auch noch einen charakterstarken Whiskey, der über die ein oder andere Not hinwegtröstet.

Ein paar handfeste Regeln gelten zumindest für die Rasur: Antiallergene Seife, gründliche Reinigung vor der Rasur, kühlende und beruhigende Packungen danach. Und: Es wird immer eine frische Klinge benutzt. Auch die elektrischen Haar- und Bartschneidemaschinen sollten vor jeder Behandlung gereinigt werden.

Primär geht es um Pflege, Reinheit, Stil und eine gute Frisur. Der Bart sollte – falls vorhanden – nach dem Treatment gut geölt und konturiert sein. Nacken sowie Schläfen sind perfekt mit Rasierklingen definiert. Und überhaupt: Die Produkte eines Barbiers sind im Styling effizient, wohlriechend und sollen dem Kunden gefallen.

Eines steht in jedem Fall fest: Bei einem guten Barbier bekommt man die Dienstleistung, die vorher besprochen war. Das stellt ihn in eine Liga mit dem Maßschneider. Ein Wort gilt. Und was passiert, wenn sich ein Barbier nicht daran hält…? Na gut, wir leben ja nicht im Chicago der 30erjahre, auch wenn uns manch ein neuer Barbershop das suggeriert.